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Motorsport: Heritage

Samstag, 11. Juni 2005 1955 - 24 Stunden von Le Mans: Das Unglück

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Le Mans, 1955: Auf einem Mercedes-Benz Rennsportwagen Typ 300 SLR (Startnummer 20) der später im Rennverlauf tödlich verunglückte Pierre Levegh.Le Mans, 1955: Auf einem Mercedes-Benz Rennsportwagen Typ 300 SLR (Startnummer 20) der später im Rennverlauf tödlich verunglückte Pierre Levegh.

Die 24 Stunden von Le Mans sollen 1955 den Anspruch von Mercedes-Benz auf die Weltmeisterschaft der Sportwagen deutlich machen. Nach den Siegen bei der Mille Miglia und beim Eifelrennen ist Rennleiter Alfred Neubauer sicher, dem Gewinn des Markentitels mit den schnellen 300 SLR ein gutes Stück näher zu kommen. Doch der Wettbewerb endet mit einem tragischen Unfall, als Pierre Levegh mit seinem 300 SLR nach einem Unfall ins Publikum geschleudert wird. 82 Tote, Levegh eingeschlossen, und fast 100 Verletzte sind die Bilanz. Die Silberpfeile tragen zwar keine Schuld an dem Unglück, doch in der Nacht entscheidet die Firmenleitung, die beiden in Führung liegenden Mercedes-Benz 300 SLR als Zeichen der Trauer und Reverenz gegenüber den Opfern aus dem Rennen zu nehmen.

Le Mans, 1955: John Fitch (links), der später im Rennverlauf tödlich verunglückte Pierre Levegh und Rennleiter Alfred Neubauer im Gespräch.
Le Mans, 1955: John Fitch (links), der später im Rennverlauf tödlich verunglückte Pierre Levegh und Rennleiter Alfred Neubauer im Gespräch.
Le Mans, 1955: Das Fahrgestell des Unglückswagens Typ 300 SLR, in dem Pierre Levegh ums Leben kam.
Le Mans, 1955: Das Fahrgestell des Unglückswagens Typ 300 SLR, in dem Pierre Levegh ums Leben kam.
 

Der Unfall, ausgelöst durch eine Karambolage zwischen Mike Hawthorn (Jaguar) und Lance Macklin (Austin Healey) kommt nicht völlig unerwartet: Vor dem Rennen warnt der Mercedes-Teamchef noch Charles Faroux, Gründer und Leiter des Langstreckenrennens, vor der veralteten Anlage des Kurses. Die schmale Boxengasse sei den hohen Geschwindigkeiten der modernen Rennsportwagen nicht mehr gewachsen, mahnt Neubauer. Doch bei dem Franzosen stösst der Stuttgarter Motorsportchef auf Unverständnis. Seit 1923, als die 24 Stunden von Le Mans zum ersten Mal ausgerichtet wurden, sei schliesslich noch kein wirklich schweres Unglück geschehen.
22 Jahre ist es in dieser Saison her, dass der Journalist Charles Faroux zusammen mit Georges Durand, Sekretär des Automobile Club de l’Ouest (ACO), das 24 Stunden-Rennen aus der Taufe gehoben hat. Ziel ist es damals, einen Ausdauertest für Serienfahrzeuge auszurichten. Die Rennsportveranstaltung soll Erfahrungen bringen für die Entwicklung von Strassenfahrzeugen. Innerhalb weniger Jahre entwickelt sich Le Mans zu einem der wichtigsten Rennen der Saison, zu dem die Hersteller statt Serienfahrzeugen von der Stange ihre stärksten Sportwagen schicken. Gefahren wird der Wettbewerb auf einem Rundkurs von 13,5 Kilometer Länge, der 1955 noch ganz aus öffentlichen Strassen besteht.
Besonders moniert der Stuttgarter Rennleiter neben der schmalen Boxengasse im Bereich der Tribünen die schwierigen Sichtverhältnisse für die Fahrer: "Wenn hier fünfzig Wagen dicht hintereinander mit 220 Sachen vorüberrauschen und fünfzig Rennleiter ihre Täfelchen vorzeigen, so kann bei dieser Geschwindigkeit kein Fahrer mit Sicherheit erkennen, welches Zeichen gerade ihm gelten soll." Mercedes-Benz kann sich aber nicht erlauben, die 24 Stunden ausfallen zu lassen. Schliesslich haben die Silberpfeile die beiden ersten Wertungsläufe für die Weltmeisterschaft in Argentinien (Buenos Aires) und den Vereinigten Staaten (Sebring) nicht mitgefahren.
In der 35. Runde ist es Zeit zum Tanken, Hawthorn führt um wenige Meter vor Fangio, überholt vor den Tribünen den 300 SLR von Levegh und den Austin Healey von Lance Macklin. Unvermittelt bremst der Jaguar, fährt nach rechts zur Box und blockiert so den Weg von Macklin. Der Austin Healey weicht nach links aus und schiebt sich auf der schmalen Fahrbahn vor Levegh, der nicht mehr ausweichen kann. Der 300 SLR des Franzosen fährt auf das Heck des Austin Healey auf, wird wie von einer Rampe nach oben getrieben und fliegt in Richtung auf die Tribünen. Beim Aufprall reissen Motor und Vorderachse ab, fliegen in die Menge und sorgen für die schlimmste Katastrophe des Motorsports mit 82 Toten und 91 Verletzten. Fangio, dem Levegh in letzter Sekunde noch ein Warnzeichen gegeben haben soll, kann der tödlichen Karambolage gerade noch ausweichen.
Charles Faroux entscheidet sich dafür, das Rennen fortzuführen. In den ersten Stunden sieht der Franzose dazu keine Alternative. Denn die Rettungsdienste würden hoffnungslos blockiert, wenn tausende Zuschauer sich auf den Heimweg machten. Moss übernimmt den in Führung liegenden 300 SLR von Fangio und setzt das Rennen fort. Doch in der Box von Mercedes-Benz wird heftig diskutiert, ob man die Silberpfeile nicht aus dem Rennen nehmen soll. Nach Rücksprache mit der Firmenleitung in Stuttgart fällt nach Mitternacht die Entscheidung: Um 1.45 Uhr werden Moss und Simon, die auf den Plätzen eins und drei liegen, in die Box gerufen. Mercedes-Benz zieht die Wagen angesichts der zahlreichen Opfer zurück.
Die Tragödie wird den Rest der Saison überschatten: "Wir von Mercedes könnten zufrieden sein," fasst Alfred Neubauer später das Jahr 1955 zusammen, "wenn die Erinnerung an Le Mans nicht wäre."

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