Dienstag, 31. August 2010 Opel Meriva Edition ecoFlex 120 PS: Karrieresprung
 Typisch Opel heute: ein freundliches Gesicht, in das man gern blickt. Foto: S. Riedel/Auto-Reporter.NET
Immer wenn ein Blitz einschlägt, wünscht sich eigentlich niemand, dass das so weitergeht. Offensichtlich gibt es Ausnahmen. Lässt Opel hintereinander Markenblitze zucken und präsentiert in deren Schein gleich mehrere Autos, die Begehrlichkeit wie nie zuvor wecken, dann wünscht man sich, dieses Blitzgewitter möge von Dauer sein. Anders ausgedrückt: Opel hat endlich beeindruckend die Kurve gekriegt; mit der attraktiven Neuerscheinung Insignia, mit den per Frischzellenkur verjüngten beiden Traditionalisten Astra und Corsa, überzeugend aber auch mit der Neuauflage des Meriva, die einem beeindruckenden Karrieresprung gleichkommt. Der Testwagen in der Ausstattung Edition ecoFlex repräsentierte auch mit Blick auf die Motorisierung die „goldene Mitte“ der Merviva-Offerte. Der 1.4-Liter-Benziner, turboverstärkt, bringt 120 PS ins Fahrgeschäft ein.
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Für seinen Ehrgeiz, das Spritsparen, steht das Label ecoFLEX. Verfeinerte Technologien und aktuelle Erkenntnisse erzogen das neue Triebwerk zu größerer Genügsamkeit im Umgang mit Kraftstoff. Einen von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch, der dieselnden Opel-Verwandtschaft den Rang abzulaufen, unternimmt der Benziner gar nicht erst. Aber auch 6,1 Liter Super als Durchschnittsverbrauch laut NEFZ sind ein ehrenwertes Versprechen.
Über Opels neuen Meriva zu urteilen, ohne sogleich auf sein extravagantes Türkonzept zu kommen, wäre daneben. Schließlich sind es die beiden hinteren „Flex-Doors“, gegen die Fahrtrichtung öffnend, die den verblüffenden Auftritt beim Ein- und Aussteigen von Fondpassagieren prägen. Über den Vorzug dieses Türkonzepts braucht man nicht zu philosophieren, man muss die „Flex-Doors“ in der Praxis erleben. Da findet man die Lösung toll, und das nicht nur, weil Mütter (oder Väter) einsteigende Kinder dank der beiden seitlichen Schutz bietenden Türen besser unter Kontrolle haben, wie Opel gern argumentiert. Ganz generell erlauben die Fondtüren zusammen mit einem Haltegriff an der B-Säule (genau da, wo er willkommen ist) bequemes Rein und Raus. Aufkommende Sorge, die unkonventionell öffnende Fondtür könnte während der Fahrt aufspringen, mag berechtigt sein. Doch gleich nach dem Losfahren – ab Tempo 4 km/h – werden die Türen mit einem vernehmlichen „Klack“ sicher verriegelt.
Insassen räumt der Meriva reichlich Platz und eine freie Sicht nach außen ein, die dem „Hüftknick“ in den hinten Türen und der erhabenen höheren Sitzposition zu verdanken ist. Auch die Fondsitze lassen sich einzeln ein Stück nach vorn bzw. hinten verschieben, sodass der Gepäckraum bei Bedarf erweitert werden kann. Für größeren Zugewinn an Gepäckraum sorgen bei Bedarf die einzeln umklappbaren drei Fondsitzlehnen. Im Nu ist so ein nahezu durchgehend glattflächiger Gepäckraum mit einem Volumen bis zu 1.500 Litern zu gewinnen.
Eingestiegenen vermittelt der neue Meriva den Eindruck, in einem größeren Auto zu sitzen. Anteil daran hat die Cockpitgestaltung, die bis ins Detail an Opels neues Flaggschiff Insignia erinnert, eine Design-Orientierung, die dem Meriva guttut. Das einladende Ambiente unterstreicht, dass der kompakte Van höhere Ansprüche erfüllen will. Über die optionalen Ausstattungslinien Selection, Edition und Innovation lässt er sich schrittweise auf ein automobiles Niveau heben, das auch anspruchsvollen Autofahrern imponieren kann. Drei 1.4-Liter-Benziner (100, 120, 140 PS) und vier Dieseltriebwerke als 1.3 CDTI (95 PS) und 1.7 CDTI (100,110,130 PS) stehen beim neuen Meriva zur Wahl. Der 1.4 ecoFLEX des Testwagens überraschte in zweifacher Hinsicht angenehm. Die Laufruhe dieses Triebwerks imponiert. Es scheint, als wolle es der Vierzylinder bei niedrigeren Drehzahlen dem Turbo überlassen, leise pfeifend daran zu erinnern, dass der Motor läuft. In Fahrt vernehmen Insassen eher nur Wind- und Abrollgeräusche der Reifen. Erst im oberen Drehzahlbereich mischt das Turbo-Aggregat sonoren Sound in die Geräuschkulisse. Das nicht gerade üppige Temperament, das von 120 PS und 175 Newtonmeter Drehmoment erwartet werden kann, lässt den Meriva dennoch erstaunlich zügig spurten. 150 km/h sind im Nu aufgebaut. Für die Höchstgeschwindigkeit (200 km/h laut Tacho) ist Anlauf vonnöten. Das Fünfganggetriebe lässt sich leicht und präzise schalten. Zum griffigen Schaltknauf langt man gern hin.
Das Fahrwerk räumt komfortabler Fortbewegung den Vorrang gegenüber sportlicher Straffheit ein. Das heißt nicht, dass sich flotter Fahrstil verkniffen werden müsste. Konzipiert wurde der neue Meriva aber eben als Familien-Van, der Sportwagen-Gene nicht nötig hat.
Opel macht mit dem neuen Meriva all denen ein verlockendes Angebot, die sich einen gediegen gestalteten kompakten Van wünschen, sodass nach so mancher Probefahrt geschlussfolgert werden dürfte, dass ein größeres Auto eigentlich überflüssig sei. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)
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